Schulungsanbieter qSkills
Wie Unternehmen Fachkräfte überzeugen
Foto: metamorworks - shutterstock.com
Mehr als 170 Trainer führen beim IT-Schulungsanbieter qSkills Workshops zu IT-Management, Digitalisierung und Security durch und teilen ihre Erfahrungen aus der Praxis. Zudem richtet das Unternehmen den "qSkills Security Summit" in Nürnberg aus. Dort halten namhafte Branchenvertreter Vorträge über akute Cyberbedrohungen, Datensouveränität, die Absicherung von Lieferketten und viele weitere aktuelle Themen. Mit Birgit Jacobs, Mitglied der Geschäftsleitung von qSkills, die den Trainingsbereich Security verantwortet, haben wir über den Fachkräftemangel in der Cybersicherheits-Branche gesprochen.
Foto: qSkills
Frau Jacobs, auf dem qSkills Security Summit wird es viele spannende Vorträge insbesondere zu den drängenden Themen der Cybersicherheit geben. Was ist Ihrer Meinung nach derzeit die größte Herausforderung der gesamten IT-Branche?
Jacobs: Eindeutig der Fachkräftemangel. Erst Anfang diesen Jahres hat der Bitkom neue Zahlen veröffentlicht, es fehlen in Deutschland 96.000 IT-Fachkräfte. Das ist enorm, denn IT-Fachkräfte sind die Grundlage der wirtschaftlichen Weiterentwicklung unserer Volkswirtschaft. Digitales Knowhow ist letztendlich erforderlich, um unser Land am Laufen zu halten.
Haben Sie ein paar Beispiele für uns?
Jacobs: Die Digitalisierung der Stromnetze ist zum Beispiel die Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende. Das heißt, wir brauchen digitale Stromzähler in den Haushalten für flexible Abrechnungs- und Verbrauchsmodelle. Dezentrale Einspeiser müssen digital gesteuert werden können. Vor allem ist aber eine hohe Sicherheit bei der Vernetzung wichtig, um das Risiko eines Blackouts zu minimieren.
Auch um Deutschland als wettbewerbsfähigen Industriestadort zu erhalten, ist die Digitalisierung geradezu zwingend notwendig. Während der Pandemie haben wir zudem gesehen, wie wichtig die Digitalisierung der Schulen ist und wie wenig sie dort vorhanden ist. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat deshalb 2019 mit dem DigitalPakt Schule ein Förderprogramm auf den Weg gebracht, das Schulen beim Ausbau ihrer IT unterstützen soll. Und ganz große Aufgaben hat die öffentliche Verwaltung mit der Digitalisierung und der Bereitstellung von Online-Diensten für Bürger zu stemmen.
Allerdings helfen alle finanziellen Mittel nichts, wenn die Fachkräfte fehlen. Welche Art von Experten suchen die Unternehmen denn genau?
Jacobs: Auf den Wunschlisten von Unternehmen und Verwaltungen stehen Softwareentwickler und Softwarearchitekten, IT-Security-Fachkräfte wie zum Beispiel Pen-Tester, Security-Analysten und IT-Sicherheitsbeauftragte. Aber auch das Thema Cloud Security gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es fehlen IT-Architekten, Netzwerk- und Cloud-Architekten, Systemadministratoren und IT-Anwendungsbetreuer sowie Data Scientists und Big Data Experten. Der Fehlbedarf reicht von der operativen Ebene bis hin zum Management, zur C-Ebene.
Kann das Outsourcen von IT-Diensten die Lösung für den Fachkräftemangel sein?
Jacobs: IT-Dienstleister sind ein ganz wichtiger Pfeiler bei der Digitalisierung und sie übernehmen zahlreiche Aufgaben. Allerdings können sie nicht alle anfallenden Aufgaben erledigen. Im Bereich der kritischen Infrastrukturen beispielsweise sind die Betreiber sogar verpflichtet, eigenes entsprechend qualifiziertes Personal vorzuhalten. Bei der Auslagerung von sicherheitsrelevanten Services sind darüber hinaus eigene qualifizierte Security-Strukturen erforderlich, da externe Handlungsempfehlungen häufig nur von hauseigenen Security-Experten umgesetzt werden können beziehungsweise dürfen. Darüber hinaus sind Kriterien wie Kosten und Abhängigkeitsaspekte von Dienstleistern bei der Entscheidungsfindung ein Thema.
So gewinnen Sie junge Talente
Wie sieht es denn mit Nachwuchskräften aus? Besteht die Hoffnung, dass künftige Absolventen die hohe Nachfrage decken können?
Jacobs: Jein. Obwohl die Zahl der Informatikstudenten in den vergangenen Jahren ständig zugenommen hat, kann die Anzahl der Absolventen bei weitem die Nachfrage nicht decken. 2022 waren rund 138.000 Informatikstudenten an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Im Jahr 2021 schlossen laut Statista lediglich circa 15.800 Studenten erfolgreich ihr Studium ab und standen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Bedenkt man, dass ein typisches Masterstudium zehn Semester dauert und ein Studienanfänger in der Regel erst nach fünf Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, ist das nur etwas mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein.
Es gibt ja auch noch die klassische Ausbildung.
Jacobs: Richtig. Der wohl zahlenmäßig wichtigste Ausbildungsberuf ist der Fachinformatiker mit den Fachrichtungen Systemintegration, Anwendungsentwicklung, Daten- und Prozessanalyse sowie Digitale Vernetzung. Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden 2021 für diesen Beruf 15.800 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Im Vergleich zu den Studienabschlüssen spielte die duale Ausbildung in der Vergangenheit keine allzu große Rolle, das wird sich wohl in Zukunft ändern.
Wie können Unternehmen die besten Talente für sich gewinnen?
Jacobs: Insgesamt haben sich die Spielregeln für Bewerber auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere im IT-Sektor, in den vergangenen Jahren komplett verändert. Der Markt hat sich vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt gedreht. Die Unternehmen müssen sich heute bei ihren künftigen IT-Fachkräften bewerben. Ähnlich wie Unternehmen in der Vergangenheit individuell kontaktiert werden wollten, wollen auch die Talente inzwischen möglichst individuell angesprochen werden. Unternehmen sollten mögliche Kandidaten aktiv dort ansprechen, wo sie unterwegs sind.
Das kann über eine Fachpublikation im Netz sein oder auf einer Messe oder direkt an der Uni. Zudem sollten Arbeitgeber sich genau überlegen, wie Bewerbende ihre Unterlagen einreichen können. Das fängt beim Anschreiben an. Häufig ist es unnötig, da es für viele Jobs kaum noch Bedeutung hat und die Hürden einer Bewerbung nur unnötig erhöht. Dazu kommen technische Innovationen wie etwa die Option einer 1-Click-Bewerbung oder Videobewerbung. Diese Möglichkeiten sind für junge Leute sehr attraktiv. Neben der Unternehmenskultur ist es vielen IT-lern ebenso wichtig, das Arbeitsumfeld und die künftigen Mitarbeiter bereits im Vorfeld kennenzulernen. Wer sein Unternehmen als modern und technikaffin präsentieren kann, punktet. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten und flexible Arbeitszeit- und Urlaubsmodelle sind gern gesehen.
Als Schulungsanbieter sind Sie ja in einer Vermittlerfunktion. Wie wichtig ist der direkte persönliche Austausch?
Jacobs: Als Qualifizierungsanbieter wissen wir, wie wichtig es ist, immer uptodate zu sein. Entscheidend ist dabei der persönliche Austausch von Mensch zu Mensch, von Experte zu Praktiker, von Trainer zu Teilnehmer. Auch bei unserem Security Summit, bei dem sich wieder die Security Community in Nürnberg trifft, wird das deutlich. Die Teilnehmer wissen es sehr zu schätzen, mit den führenden Experten die Topthemen direkt auf Augenhöhe diskutieren zu können.