Trend-Micro-Umfrage

Millionenschäden durch Cyberangriffe auf Industrieunternehmen

Cyberattacken auf deutsche Industrieanlagen haben deutlich zugenommen. Der dadurch entstandene Schaden liegt im Durchschnitt bei fast drei Millionen Euro pro Unternehmen.
Von 
CSO | 10. Juni 2022 09:06 Uhr
Die Öl- und Gasindustrie in Deutschland verzeichnet große Verluste durch Cyberangriffe.
Die Öl- und Gasindustrie in Deutschland verzeichnet große Verluste durch Cyberangriffe.
Foto: Rangsarit Chaiyakun - shutterstock.com

Eine aktuelle Studie des Sicherheitsanbieters Trend Micro hat ergeben, dass 90 Prozent der deutschen Unternehmen in den Bereichen Strom-, Öl- und Gasversorgung sowie Fertigung in den vergangenen zwölf Monaten von Cyberangriffen betroffen waren. Drei von vier Betrieben gaben sogar an, dass ihre Industrieumgebung im Laufe eines Jahres mindestens sechs Mal angegriffen wurde. Laut Studie beläuft sich der finanzielle Schaden auf durchschnittlich 2,9 Millionen Euro.

Finanzieller Schaden in Deutschland am höchsten

Laut Trend Micro ist der Schaden in Deutschland höher als etwa in Japan (2,1 Millionen Euro) oder den USA (2,6 Millionen Euro). Den größten Verlust verzeichnet dabei die Öl- und Gasindustrie. Bei 90 Prozent der deutschen Unternehmen war nicht nur der Kernbetrieb, sondern auch die Lieferkette betroffen, so dass die Betriebe Lieferungen vorübergehend reduzieren oder ihre Lieferplanung umstellen mussten.

Trend-Micro-Umfrage: Bei den meisten Industrieunternehmen haben Cyberangriffe nicht nur den Kernbetrieb, sondern auch die Lieferkette beeinträchtigt.
Trend-Micro-Umfrage: Bei den meisten Industrieunternehmen haben Cyberangriffe nicht nur den Kernbetrieb, sondern auch die Lieferkette beeinträchtigt.
Foto: Trend Micro

Die Studienergebnisse zeigen zudem, dass 41 Prozent der Unternehmen in Deutschland den initialen Angriff nicht abwehren konnten. 48 Prozent geben an, auf eine erfolgte Attacke "immer" oder "meistens" mit Verbesserungen ihrer Cybersecurity-Infrastruktur zu reagieren. Der Umfrage zufolge verfügen jedoch nicht alle Unternehmen über ausreichende Ressourcen und Kenntnisse, um sich gegen künftige Bedrohungen zu schützen. 52 Prozent reagieren deshalb nur "manchmal" oder "kaum".

Die Sicherheit der Operational Technology (OT) sei im Vergleich zur IT-Security im Hinblick auf die risikobasierte Bedrohungsabwehr weniger ausgereift, stellen die Autoren der Studie fest.

"Weltweit setzen Industriestandorte auf die Digitalisierung, um nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Dies hat jedoch zu einer Flut von Sicherheitsbedrohungen geführt, gegen die viele Unternehmen nicht gewappnet sind und die einen großen Schaden verursachen können - sowohl finanziell als auch bei der Reputation", kommentiert Udo Schneider, IoT-Security-Evangelist Europe bei Trend Micro.

Trend-Micro-Umfrage: Durchschnittlicher finanzieller Schaden durch Cyberangriffe innerhalb der vergangenen zwölf Monate.
Trend-Micro-Umfrage: Durchschnittlicher finanzieller Schaden durch Cyberangriffe innerhalb der vergangenen zwölf Monate.
Foto: Trend Micro

Cloud-Systeme und 5G-Campusnetze sollen Sicherheitsniveau verbessern

Nach Meinung der Befragten sind Investitionen in Cloud-Systeme (31 Prozent) und die Implementierung von 5G-Campusnetzen (27 Prozent) die beiden wichtigsten Faktoren, um das Cybersicherheitsniveau zu verbessern. "Die Integration von Cloud Computing, Edge Computing und 5G in gemischten IT- und OT-Umgebungen hat industrielle Systeme und Prozesse grundlegend verändert", so der Security-Anbieter. Unternehmen sollten dieser Entwicklung einen Schritt voraus sein und proaktiv Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um ihre Geschäftswerte zu schützen. Die Verbesserung der Risiko- und Bedrohungstransparenz sei ein wichtiger erster Schritt zur Absicherung des privaten Netzwerks und der industriellen Cloud.

Lesetipps: DSIN-Praxisreport - Mangelhafter IT-Schutz im deutschen Mittelstand

Info-Stealer-Kampagne - Deutsche Autoindustrie im Visier

Julia Mutzbauer ist  Editor bei CSO. Ihr Schwerpunkt ist Security.