Warnung vor russischer Security-Software

Eugene Kaspersky wirft BSI „ungerechtfertigten Angriff“ vor

Das BSI warnt aktuell vor der Nutzung der Antivirensoftware von Kaspersky. Der Firmengründer wehrt sich nun in einem offenen Brief gegen Anschuldigungen.
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CSO | 17. März 2022 12:00 Uhr
Firmengründer Eugene Kaspersky hält die aktuelle Warnung vor der Nutzung seiner Softwareprodukte für eine "grundfalsche" Entscheidung und einen "ungerechtfertigten Angriff" auf sein Unternehmen.
Firmengründer Eugene Kaspersky hält die aktuelle Warnung vor der Nutzung seiner Softwareprodukte für eine "grundfalsche" Entscheidung und einen "ungerechtfertigten Angriff" auf sein Unternehmen.
Foto: catwalker - shutterstock.com

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den damit verbundenen Cyberattacken geriet der russische Security-Hersteller Kaspersky ebenfalls unter Spionageverdacht. So hatte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Dienstag vor der Nutzung der Virenschutzprodukte des Anbieters gewarnt, um das Risiko russischer Cyberangriffe in Deutschland zu reduzieren.

Die Sicherheitsbehörde argumentierte wie folgt: "Ein russischer IT-Hersteller kann selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyberoperation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden." Deshalb sei es ratsam, die Software durch andere Produkte zu ersetzen.

"Grundfalsche" Entscheidung

In einem offenen Brief hält der Firmengründer Eugene Kaspersky dagegen, dass das "reine Spekulationen sind, die durch keine objektiven Beweise oder technischen Details gestützt werden".Er wirft der Behörde vor, die Entscheidung allein aus politischen Gründen getroffen zu haben. "Ich empfinde es als ironisch, dass die Organisation, die sich für Objektivität, Transparenz und technische Kompetenz einsetzt, (...) sich buchstäblich über Nacht dazu entschlossen hat oder gezwungen wurde, diese Prinzipien aufzugeben", kritisiert der Kaspersky-Gründer. Das Unternehmen habe nur wenige Stunden Zeit gehabt, um sich zu den "unbegründeten Anschuldigungen zu äußern".

Die Entscheidung des BSI sei "grundfalsch" und ein "ungerechtfertigter Angriff" auf sein Unternehmen und dessen Mitarbeiter. Sie bedeute zudem eine Schwächung der IT-Sicherheit in Deutschland und sorge für einen "riesigen blinden Fleck" für europäische Sicherheitsexperten, "die nicht mehr in der Lage sein werden, Bedrohungsdaten aus der ganzen Welt - und insbesondere aus Russland - zu empfangen."

Der Firmengründer bezeichnet den Krieg als eine "Tragödie, die bereits Leid über unschuldige Menschen gebracht hat und sich auf unsere hypervernetzte Welt auswirkt". Die globale Cyber-Sicherheitsindustrie könne "einen kollateralen Schaden erleiden - und damit alle weniger sicher machen".

In einem Beitrag auf seiner Website widerspricht Kaspersky den "hartnäckigen Mythen" rund um Geheimdienstkontakte. Das Unternehmen kooperiere zwar tatsächlich mit dem russischen Innenministerium und dem KGB-Nachfolger FSB, heißt es - allerdings ausschließlich, um Cyberkriminelle zu bekämpfen. "Jede andere Form der Zusammenarbeit würde gegen unsere Prinzipien verstoßen."

Julia Mutzbauer ist  Editor bei CSO. Ihr Schwerpunkt ist Security.