Bitkom-Umfrage

Angst vor Cyberkrieg in Deutschland wächst

Die Mehrheit der Deutschen befürchtet, dass sich der russische Cyberkrieg gegen die Ukraine auch auf die Bundesrepublik ausweitet.
Von 
CSO | 23. März 2022 14:25 Uhr
Drei Viertel der Deutschen haben Angst vor einem Cyberkrieg.
Drei Viertel der Deutschen haben Angst vor einem Cyberkrieg.
Foto: The Studio - shutterstock.com

Russlands brutaler Krieg gegen die Ukraine wird von massiven Cyberattacken begleitet. Nicht nur das BSI sieht eine erhöhte Bedrohungslage für Deutschland. Drei Viertel (75 Prozent) der Menschen hierzulande haben aktuell Angst vor einem Cyberkrieg gegen die Bundesrepublik und 20 Prozent befürchten, dass eine digitale Eskalation in einen konventionellen militärischen Konflikt münden könnte, so das Ergebnis einer aktuellen Bitkom-Umfrage.

Zudem geben 59 Prozent der rund 1.000 Befragten an, dass sie besorgt sind, indirekt durch Angriffe auf kritische Infrastrukturen betroffen zu sein. Ein Viertel der Deutschen fürchtet direkte Attacken auf ihre persönlichen Geräte. Allerdings hat lediglich jeder Dritte seit Beginn des Krieges in der Ukraine zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um Endgeräte zu schützen. Die Hälfte (49 Prozent) will grundsätzlich keine zusätzlichen Vorkehrungen treffen, 12 Prozent planen dies noch.

Wer sich für ein Plus an privater Sicherheit entscheidet, gibt an, beim Surfen im Netz vorsichtiger zu agieren (28 Prozent), aufmerksamer gegenüber Phishing-Mails zu sein (24 Prozent) oder sich verstärkt über akute Sicherheitsrisiken zu informieren (21 Prozent), zeigen die Umfrage-Ergebnisse. Konkrete Maßnahmen treffen jedoch nur wenige: 14 Prozent installieren Sicherheitsupdates umgehend, 12 Prozent speichern zusätzliche externe Backups ihrer Daten und nur knapp jeder Zehnte (neun Prozent) hat Passwörter geändert oder verstärkt.

Staatliche Investitionen für Cyberabwehr gefordert

Die Mehrheit der Befragten (87 Prozent) ist der Meinung, dass die Bundeswehr nicht ausreichend ausgestattet ist, um Deutschland im Cyberspace zu verteidigen. Lediglich zehn Prozent glauben das. Um sich künftig vor Cyberangriffen oder -kriegen zu schützen, befürwortet ein Großteil der Bevölkerung gezielte Vorbereitungen und entsprechend höhere Investitionen: Rund sieben von zehn Befragten (72 Prozent) fordern mehr Investitionen in die Sicherheit kritischer Infrastrukturen, also etwa in den Schutz von Krankenhäusern oder Strom- und Wasserversorgern.

Rund zwei Drittel der Deutschen fordern mehr Geld für Cyberabwehr-Einheiten der Bundeswehr und wünschen sich den Aufbau eines digitalen Katastrophenschutzes.Knapp sechs von zehn Personen (57 Prozent) sind der Ansicht, es brauche Notfallschulungen der Bevölkerung zu digitalen Abwehrmaßnahmen. Darüber hinaus verlangen 76 Prozent, der Staat solle zusätzliche Wirtschaftssanktionen für den Angriffsfall in der Hinterhand halten.

"Die weit verbreiteten Sorgen vor einem Cyberkrieg gegen Deutschland müssen wir ernst nehmen", betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Von den kritischen Infrastrukturen bis zu den PCs und Smartphones in den Haushalten müssen wir Deutschland widerstandsfähiger gegenüber Angriffen von außen machen."

Der Experte rät zu Aufmerksamkeit und wirksamen Sicherheitsmaßnahmen: "Privatpersonen sollten beim Surfen grundsätzlich wachsamer sein und regelmäßig die eigenen Online-Aktivitäten überprüfen - sie sollten nachsehen, wann auf welchen Geräten zuletzt Log-ins stattfanden und ob von unbekannten Geräten auf die eigenen Accounts zugegriffen wurde. Außerdem sollten keine unsicheren Webseiten aufgerufen und Sicherheitswarnungen auf Internetseiten ernst genommen werden. Diese Ratschläge gelten grundsätzlich, und nicht erst seit oder wegen des Ukrainekriegs - in der jetzigen Zeit aber eben einmal mehr."

Lesetipp: Cyberkieg - Unternehmen müssen sich dringend vorbereiten.

Julia Mutzbauer ist  Editor bei CSO. Ihr Schwerpunkt ist Security.